Dabei ist es scheinbar egal, dass die Überschriften wirken, als wären sie durch den Google-Übersetzer gejagt worden, versehen mit einer Prise Bild-Jargon. Die Seite selbst sieht zudem aus, als käme sie aus einer Comic Sans gebeutelten Zeit aka 2000. Doch um Optik geht es bei Heftig auch nicht, bei Heftig geht es um Inhalt. Und der zieht, wird geklickt, geteilt, belacht, bestaunt. Was dabei jedoch immer mitschwingt, ist die Frage nach dem Wahrheitsgehalt und dem Ursprung der Beiträge.
Den Artikeln selbst fehlen oftmals jegliche Verlinkungen zu externen Seiten. Das Web-Phänomen geschulte Auge erkennt allerdings schnell, dass sich hier Altbekanntes mit neuer Brisanz mischt. So heftig ist das Meiste oft gar nicht, sondern schlichtweg von anderen Websites abgeschrieben und übersetzt. Der Beitrag "A Pathetic Internet Troll Called This Mom’s Little Boy Ugly. Her Reply Is Perfection." erschien zum Beispiel zuerst auf viralnova.com (die hatten die Info wiederum von der Huffington Post) und wurde auf Heftig als sprachgestelzter Artikel "Ein dummer Trottel nannte diesen kleinen Jungen im Internet hässlich. Die Antwort seiner Mutter ist grandios" vom ersten Bild bis zum letzten Wort adaptiert. Damit betritt Heftig in Sachen virale Trends nochmal ein ganz neues Pflaster. Genauso wenig, wie die Seite auf Quellenbelege wert legt, lässt sich übrigens der Betreiber der Website ausmachen. Das Impressum vom heftig.co liefert mit "Spring Surfer Ltd. Belize City, Belize" wenige, haltlose Anhaltspunkte. Belize liegt in Zentralamerika, .co betitelt Websites aus Kolumbien. Wenig glaubhaft. (Oder Sharika bist du es?)
In Deutschland belegt Heftig Platz 133 der meist besuchten Websites, Tendenz steigend. Heftig an Heftig ist, wie konsequent sie das Share-Prinzip betreiben. Ganz neu ist das allerdings nicht: Das Time Magazin begann 1923 als eine Art Clipping-Service, der die wichtigsten Geschichten der Tageszeitungen zusammengefasst und umgeschrieben hat, damit es für den Leser "verdaulicher" ist. (Auch dieser Artikel ist von einem anderen Artikel inspiriert und bedient sich den Recherchen der Rhein-Zeitung.)
Es ist nicht anzunehmen, dass Heftig, wie es aktuell BuzzFeed macht, zeitnah in investigative Geschichten investierst. Es ist eher anzunehmen, dass sich mehr und mehr Webseiten das Prinzip von Heftig abschauen werden, da es äußert erfolgreich ist. Aber eben nur so lange, wie wir drauf klicken.
-
Titelfoto: © flickr.com/tavia.