Eigentlich ist es ganz normal, sich mit seinen Freunden auf einen Kaffee zu treffen, denn Freunde sind Menschen, mit denen wir gerne Zeit verbringen. Menschen, die wir gut kennen. Seit Facebook ist der Begriff “Freundschaft” allerdings dehnbar: “Friends on Facebook” kann”immer füreinander da”, “einmal getroffen” oder auch “einmal zusammen gesoffen” heißen. Wer sich offline begegnet, trifft sich häufig auch irgendwann online.
So kommen über die Jahre neben den besten Freunden stetig neue Facebook-Bekanntschaften dazu: Schulfreunde, Kommilitonen, Reisekumpanen, Partyüberreste. Das ist einerseits schön, denn die Verbindung hält auch über den Kennenlernmoment hinaus. Teilweise verbindet uns mit unseren Facebook-Freunden aber irgendwann nur noch eine Timeline (und nebenbei die Frage: “Wer ist eigentlich ‘Le Ni’ oder ‘Rainer flog übers Kuckucksnest’?”).
Auch Matt Kulesza aus Melbourne scheint dieses Gefühl zu kennen. Er ist online mit über 1000 Leuten befreundet (das muss man erstmal schaffen!), die meisten von ihnen hat er logischerweise länger nicht gesehen. Deshalb will der 28-Jährige jetzt jeden einzelnen von ihnen innerhalb der nächsten drei Jahre (oder so lange es eben dauert) auf einen Kaffee treffen. Für ihn ist das:
“an exercise in remembering to socialise with and get to know people outside of the ‘book.”
Auf seinem Tumblr “1000+ coffees” können wir jede Begegnung nachlesen. Seit September 2014 hat er bereits 29 Kaffees mit Bekannten getrunken, darunter zum Beispiel sein Schulfreund Balraj, den er seit 10 Jahren nicht mehr gesehen hat, genauso wie Arbeitskollegen oder Sandkastenfreunde. Eine schöne Idee, die einen gleichzeitig etwas wehmütig stimmt: Facebook hin oder her, sollten wir nicht sowieso häufiger mal wieder Kontakt zu den Leuten aufnehmen, die aus dem alltäglichen Sichtfeld über die Jahre verschwunden sind?
Der Beitrag Ein Australier will mit jedem seiner 1000 Facebook-Freunde einen Kaffee trinken erschien zuerst auf Mit Vergnügen Berlin.