Kennt ihr diese Abende, an denen im familiären Kreis die alten Videokassetten ausgepackt werden? Dann schaut man sich das Hochzeitsvideo seiner Eltern an, den Film vom ersten Geburtstag oder wie man an Ostern mit dem Körbchen in der Hand aufgeregt durch den Garten stapft, um nach bunten Eiern zu suchen. Ich persönlich liebe es ja, gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen, wichtige und schöne Momente noch einmal zu erleben. Ohne so manches Video oder Foto hätte man sicher das ein oder andere Erlebnis vergessen.
Dass sich das mit den Fotos und Videos im Zeitalter von sozialen Medien und Smartphones jedoch irgendwie verändert hat, zeigt dieser britische Kurzfilm. Hier unterbricht die junge Frau ihren Freund beim Heiratsantrag, um das Ganze mit dem Handy zu filmen und nachdem das Liebesglück sofort auf den sozialen Medien zu teilen.
Moralische Diskussionen um die “Generation Smartphone” kennen wir schon, zum Beispiel in Form des Videos à la “Look Up”. In “Otherwise engaged” hat die Londonerin Alicia Macdonald jedoch etwas weniger Moral und etwas mehr Humor eingebaut, wodurch sich der Zuschauer amüsieren kann, aber trotzdem das eigentliche Problem bemerkt. Der Titel “Otherwise Engaged” (zu deutsch “anderweitig beschäftigt”) passt dabei mit seiner Doppeldeutigkeit wie die Faust aufs Auge, denn “engaged” heißt übersetzt “beschäftigt” und “verlobt”.
Irgendwie kann man ja auch verstehen, dass dieser Moment festgehalten werden will. Aber manchmal ist es dann doch wichtiger, etwas mit all seinen Sinnen zu genießen, anstatt es für die Nachwelt einzufangen. Schließlich bedeutet Aufmerksamkeit in so einem Fall auch, dass man für seine Kinder später eine lebendige Erzählung, anstelle eines Videos parat hat.
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Titelbild: © “Otherwised Engaged”
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